Marktwert oder Verkehrswert was ist der Unterschied?
Marktwert oder Verkehrswert was ist der Unterschied?
Viele Menschen verwenden die Begriffe Marktwert und Verkehrswert gleichbedeutend, doch das ist nicht ganz korrekt. Beide beschreiben zwar den Wert einer Immobilie, beruhen aber auf unterschiedlichen Perspektiven. Während der eine Begriff stärker aus der Praxis des Immobilienmarktes stammt, ist der andere gesetzlich definiert und dient als objektive Bewertungsgrundlage. Wer eine Immobilie kaufen, verkaufen oder beleihen möchte, sollte den Unterschied genau kennen – denn er kann entscheidend sein.
Der Marktwert – der Preis, den Angebot und Nachfrage bestimmen
Der Marktwert ist der Betrag, den Käufer bereit sind zu zahlen und Verkäufer zu akzeptieren. Er entsteht also direkt aus dem Zusammenspiel von Angebot, Nachfrage und Emotionen.
Ein Beispiel: Eine Eigentumswohnung in einem begehrten Düsseldorfer Stadtteil kann einen deutlich höheren Marktwert erzielen, wenn viele Interessenten vorhanden sind oder der Standort besonders beliebt ist.
Kurz gesagt: Der Marktwert spiegelt das wider, was heute am Markt tatsächlich bezahlt wird. Er ist dynamisch und schwankt mit wirtschaftlichen Entwicklungen, Zinslagen und Trends in der Immobilienbranche.
Der Verkehrswert – die objektive und gesetzlich definierte Größe
Der Verkehrswert dagegen ist kein Bauchgefühl, sondern eine sachliche Bewertung nach festen Regeln.
Laut § 194 des Baugesetzbuches beschreibt der Verkehrswert den Preis, der „im gewöhnlichen Geschäftsverkehr“ unter Berücksichtigung aller wertbeeinflussenden Faktoren erzielt werden könnte.
Hierbei spielen persönliche Vorlieben oder kurzfristige Trends keine Rolle. Ein Gutachter berücksichtigt Lage, Zustand, Nutzung, rechtliche Rahmenbedingungen, Vergleichswerte und Marktentwicklung.
Das Ziel: Ein objektiver, nachvollziehbarer Wert, der unabhängig von Emotionen oder Verhandlungsgeschick ist.
Wann welcher Wert wichtig ist
Beide Werte haben ihre Berechtigung – sie dienen nur unterschiedlichen Zwecken.
Der Marktwert ist besonders relevant, wenn eine Immobilie verkauft oder gekauft werden soll. Er spiegelt die reale Situation am Markt wider und zeigt, welchen Preis man aktuell erzielen kann.
Der Verkehrswert hingegen spielt eine zentrale Rolle bei rechtlichen oder finanziellen Themen: etwa bei Erbschaften, Scheidungen, steuerlichen Bewertungen oder Bankfinanzierungen.
Er bietet eine objektive Basis, auf die sich Gerichte, Behörden und Kreditinstitute verlassen.
Wie sich Marktwert und Verkehrswert ergänzen
In der Praxis liegen Marktwert und Verkehrswert oft nah beieinander – doch sie müssen es nicht.
Ein emotionaler Bieterwettstreit oder ein außergewöhnliches Objekt kann den Marktwert deutlich über den Verkehrswert heben. Umgekehrt kann eine schwache Nachfrage dafür sorgen, dass der erzielbare Preis unter dem objektiven Verkehrswert liegt.
Wer beide Begriffe versteht, kann besser einschätzen, was eine Immobilie wert ist – und was sie am Markt bringt.
Ein erfahrener Gutachter hilft dabei, diese Differenz richtig einzuordnen und zeigt, wie man den realistischen Preisrahmen erkennt.
Der Marktwert lebt vom Moment, der Verkehrswert von der Analyse. Der eine schwankt, der andere bleibt konstant nachvollziehbar. Zusammen ergeben sie das vollständige Bild eines Immobilienwerts – die emotionale Seite und die sachliche Grundlage. Wer beides kennt, trifft Entscheidungen mit Weitsicht, statt sich vom Markttempo treiben zu lassen.
